Rund 270 Teilnehmende besuchten die 21. Ausgabe des Fenster-Türen-Treff, der am 9. und 10. Juni 2022 in der Mozartstadt Salzburg stattfand. Unter dem Thema „Licht und Schatten“ wurden aktuelle Themen und technische Trends vorgestellt.
Planung
Seminarleiter Dipl.-HTL-Ing. Peter Schober (Holzforschung Austria) begrüßte das zahlreich erschienene Publikum und eröffnete die Veranstaltung. Im Zuge seiner Einführung stellte er auch die Gewinnerprojekte des Studentenwettbewerbes "Solarshelter" vor. Hier wurde von einer Jury, bestehend aus Vertreter:innen des Instituts für Architekturwissenschaften der TU-Wien, der Holzforschung Austria und dem Verein Plattform Fenster Österreich, die Entwicklung innovativer Sonnenschutzsysteme prämiert.
Dipl.-Ing. Rita Obereisenbuchner zeigte bei Ihrem Keynote-Vortrag das Fenster aus der Sicht der Architektin und verglich historische mit heutigen Anforderungen unter dem Motto: Fenster sind kein Zubehör. Ihre Botschaft: Fenster sind essenziell für ein Gebäude und sollten als wertvolle Ausstattung im Budget einen fixen Platz haben, da sie auch nach außen das Erscheinungsbild des Hauses prägen. Dies bestätigte auch Prof. Peter Andres (Andres + Partner Partnerschaft GmbH), der dem Publikum die Wichtigkeit des Tageslichtes für das menschliche Wohlbefinden näherbrachte. Sein Fazit: Bei jeder Beschattung von Glas zahlt man einen Preis bei der Natürlichkeit des Tageslichtes. Wir müssen darauf Rücksicht nehmen, dass Tageslicht unverzichtbar ist. Im Anschluss schlug Ing. Johann Gerstmann (Bundesverband Sonnenschutztechnik) in dieselbe Kerbe. Er erläuterte, dass sich das Leben und Arbeiten in den letzten 50 Jahren in Innenräume verlagert habe und bei der Planung zu beachten ist, ausreichend natürliches Sonnenlicht „in den Raum zu bekommen“. Gleichzeitig gilt es aber auch den Energieeintrag in der Sommerperiode durch variable außenliegende Sonnenschutzeinrichtungen an allen Gebäudeseiten (auch im Norden) hintanzuhalten.
In den Pausen wurde die Fachausstellung mit rund 30 Ausstellern von den Teilnehmenden dazu genutzt, um in lockerer Atmosphäre Fachgespräche zu führen, Bekannte zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen. Die große Wiedersehensfreude war den Teilnehmenden anzumerken!
Recht
Der prozesserprobte Linzer Anwalt Dr. Walter Löbl (gltp Grassner Lenz Thewanger + Partner) eröffnete den zweiten Block „Recht“. Er brachte dem Publikum das Thema Suchkosten des Sachverständigen näher. Anhand dreier einfacher Fragen schlüsselte er auf, wer die Kosten, die bei einem ersatzpflichtigen Schadenereignis für das Auffinden der Schadstelle einschließlich der Behebung der dabei verursachten Schäden anfallen, zu tragen hat. Die anschließende Podiumsdiskussion zum Thema „Der Sachverständige und ich – Feind oder Freund“ wurde von Dr. Gerhard Grüll (Holzforschung Austria) moderiert, der schon den ganzen Vormittag zielsicher durch das Programm geführt hatte. Die Experten, Dr. Walter Löbl, Mst. MBA Dieter F. Glaser (Sachverständiger), Dipl.-Ing. Martin Kübler, M.Eng. (Sachverständiger) und Rudolf Waldenberger (Leitung Produktionsmanagement Fa. Actual), führten eine breite, aber vor allem fachlich fundierte, Diskussion. Bei der abschließenden Abfrage mit einem Liveabstimmungstool verortete das Publikum den Sachverständigen zum überwiegenden Teil als ihren „Freund“.
Nach der Diskussion referierten Dipl.-HTL-Ing. Peter Schober (Holzforschung Austria) und Dr. Ulrich Pont (Technische Universität Wien) zur thermischen Optimierung des Kastenfensters mittels Vakuumglas. Im Rahmen eins vor kurzem abgeschlossenen Forschungsprojektes konnte eine deutliche Verbesserung der thermischen Performance von Bestandsfenstern nachgewiesen werden. Allein durch die Einzelmaßnahme Glastausch kann die energetische Performance eines Gründerzeithauses um 10 % verbessert werden, was nicht nur bei den aktuell steigenden Energiepreisen ein beachtenswerter Wert ist. Den Abschluss des ersten Tages bestritt Univ.-Doz. MMag. Dr. Rainer Holzinger (Institut für Höchstleistungen). Er zeigte dem Publikum Strategien, wie man Höchstleistungen zum Zeitpunkt X erbringt.
Sicherheit
Johann Pfaffenzeller (Bayerisches Kriminalamt) erläuterte am Beginn des zweiten Tages das Thema Einbruch anhand von Zahlen aus Bayern und gab dem Publikum einen Einblick in die diesbezügliche Arbeit der Polizei. DI Martin Wieser (Holzforschung Austria) zeigte in seinem Referat neueste technische Anwendungen im Bereich mechatronischer Türkomponenten auch in Bezug auf neue Einbruchsnormen. Mit der neu veröffentlichten DACH-Richtlinie „Prüfung und Bewertung der Einbruchhemmung von Bauelementen mit elektromechanischen Bauteilen“ kann eine Sicherheitslücke bei Zutrittskontrollanlagen vermieden werden. Gleichzeitig gab er Entwarnung bei der EN 1627: Bestehende Prüfberichte gelten weiterhin und nicht alle bereits klassifizierten Produkte müssen einer Neuprüfung unterzogen werden. Über die Prüfung von absturzsichernder Verglasung berichtete im Anschluss Dr. Michael Fiedler (FS1 Fiedler Stöffler Ziviltechniker GmbH). Dipl.-HTL.-Ing. Peter Schober (Holzforschung Austria) gab danach sein jährliches Update aktueller Themen. Dieses Mal standen „dos and don’ts“ bei der Verglasung und der Anschluss WDVS an Aluvorsatzschalen auf dem Programm. Für die Beantwortung der Fragen holte er sich mit Manfred Beham (Fachnormenausschuss Glas im Bauwesen), Dipl.-Ing. (FH) Thomas Reibe und Dipl.-Ing. Thomas Walluschnig (beide Verein Plattform Fenster Österreich) ausgewiesene Experten auf die Bühne, die bereitwillig fachliche Auskunft gaben. Den Abschlussvortrag des Fenster-Türen-Treff hielt Andreas Kreutzer (Kreutzer Fischer Partner Beraternetzwerk), der dem Publikum wie gewohnt fundierte wirtschaftliche Trends der Fensterbranche auf solider Datenbasis präsentierte.
Der nächste Fenster-Türen-Treff findet am 4. - 5. Mai 2023 im Congress Salzburg statt. Tragen Sie sich den Pflichttermin schon in Ihrem Terminkalender ein, die Vorplanungen laufen bereits.